Leichttraben oder Aussitzen

[LeonieMay]

Die barocke Reitweise macht es, der Dressurreiter R. Zeilinger auch. Was? Aussitzen von Anfang an. Leichttraben fällt gänzlich weg zum Lösen.

Warum immer mehr Dressurreiter nicht mehr leichttraben entzieht sich mir. Auf Nachfragen kommen genervte Abwehrreaktionen. Mich würd aber wirklich eine Begründung über Vor- und Nachteile ihrer Meinung nach mal interessieren.

Habt ihr auch welche in Eurem Stall? Wißt ihr warum? Vor- und Nachteile?

[Dori]

Als Umsteigerin bin ich derzeit ja auch viel bei klassischem Westernreiten unterwegs...
Im Westernsport ist Leichttraben grundsätzlich verpöhnt. Das gibts nicht. Nimmer! Selbst die Jüngsten werden gleich ausgesessen.
Habe eine sehr "altmodische" Trainerin kennen gelernt, die es trotzdem einmal versucht hat und seitdem begeistert ihren Schülern die Neuentdeckung "Leichttraben" als Trainingsinnovation verkauft!

Da musste mein Sandkastenreiterherz schon schmunzeln.

Aber es scheint nicht unüblich zu sein in anderen Sparten der Reiterei. ICH persönlich würde niemals drauf verzichten. Fouza tuts gut... Egal, welchen Sattel ich draufgeschnallt hab.

[LeonieMay]

Und genau über das "scheint nicht üblich zu sein" stolper ich ja. Da ich immer neugierig und aufgeschlossen bin, würd ich gern mal die Begrüdung oder Argumentation des Vorteils Aussitzen gegenüber dem Leichtraben mehr wissen. Denn grad bei Jungsspunden kann man ja noch nicht so mit dem Kreuz dran sein, würde den Rücken ja zu sehr belasten.

Doch bis dato blieb das aus und für mich immer noch ein offenes Buch. Vor allen Dingen, da ich Herrn Zeilinger, der ohne Pauschen im Sattel ja international sehr erfolgreich reitet und als Trainer unterwegs ist.

[Harmony]

Bei uns am Stall haben wir auch Westernreiter. Zwei von ihnen traben auch leicht. Was die andere macht weiß ich nicht, die sehe ich nicht so oft reiten und war auch noch nie mit ihr draußen unterwegs .

Von uns Englischreitern gibt es eigentlich niemanden der NICHT leichttrabt.
Für mich persönlich ist es am Anfang Pflicht leicht zu traben um das Pferd zu lösen. Ich trabe auch gerne zwischendurch mal leicht, wenn ich z.B. Heidi aufgrund ihres Schwungs nicht mehr sitzen kann oder ich sie zwischendurch in der Arbeitsphase rauskauen lassen will.

Fazit: Ich würde niemals drauf verzichten, auch dem Pferd zuliebe nicht! Wenn die Pferde noch nicht locker sind, ist das Aussitzen eh kein Vernüngen...

[Dori]

@Harmony Wollte auch nicht sagen, dass kein Westernreiter leichttrabt... aber die, die es tun, sind meist eben Umsteiger, wie ich, oder Leute, die anderen Reitweisen eher aufgeschlossen gegenüberstehen. Das begrüße ich ja eh total!
Ich habe jetzt eher von der reinen Lehre gesprochen.

@May Da die Bewegung bei Westernpferden eh nicht auf Schwung und Tempo ausgelegt sind, ist es dort vermutlich gar nicht so notwendig. Schau dir mal nen Jog an. Den KANNST du gar nicht leichttraben.
Manche jungen Pferde bringst du mit Leichttraben auch regelrecht aus dem Gleichgewicht... ich erinnere mich noch an die Anfänge von Josy... äh, Penny... Den Bolle hat sie zu Beginn glaub ich auch nicht leichtgetrabt!
Andersrum hätte ich Fouza die ersten 6 Monate nicht aussitzen können, oder dass sie zu schwanken begann...

[Charda]

Also nachdem ich ja mittlerweile auch wieder mehr Westernreite kann ich dem nicht ganz zustimmen, Dorilein.

Meine V reitet zu beginn immer erst mal im leichttraben. Um die Pferde zu lösen. Dabei auch für Westernreiter einen eher flotteren Trab bevor sie in den Jog wechselt und dabei aussitzt. Auch ihr älteres Hü wird öfters im flotteren Trab leichtgetrabt. Junge Pferde werden bei ihr auch mehr im leichttraben abgetrabt als im aussitzen. Sie sagt, es gehört für sie genauso dazu wie das Amen in der Kirche!

Junge Pferde von Beginn an aus zu sitzen finde ich nicht wirklich sinnig. Die noch schwache Rückenmuskulatur und vor allem das wenig bis gar kein ausbalanciertes Pferd, kann meiner Meinung nach ein ständiges aussitzen gar nicht richtig tragen. Man merkt das ja meistens auch den jungen Pferden an, wie sie sich die ersten Tritte mit einem Aussitzenden Reiter eher schwer tun, bzw. sich sogar ab und an auch wieder etwas fester machen.

Leichttraben heißt ja erst mal etwas mehr Entlastung fürs Pferd und für den Reiter. Und das finde ich auch wichtig. Immerhin muss man nicht nur ans Pferd denken sondern evtl auch an den Reiterrücken. Ist der nämlich verspannt, überträgt sich das ja auch aufs Pferd.

Außerdem stelle ich mir fürs V/A reiten ein ständig sitzender REiter auch eher störend vor. V/A soll ja schließlich mit Runden nach oben kommenden Rücken geritten werden. Das Pferd lösen. Entspannen.

Und wie viele Reiter können tatsächlich korrekt und geschmeidig mit tiefem "klebenden" Sitz sitzen?! BEi den meisten ist doch genau DAS der Knackpunkt. Dass sie sich dann in den Oberschenkeln zu fest machen und zu wenig auf den Sitzbeinhöckern zum sitzen kommen?! Ich denke vor allem für "Anfänger" ist das leichttraben für Pferd und Reiter die bessere Wahl.
Im western oder im Englischen. Das spielt für mich hier keine Rolle.

Zudem kommt für mich noch hinzu, dass gerade ein ständiger Jog fürs Pferd auch nicht gerade das wahre. Tempiunterschiede werden auch im Western gerne geritten. Und dabei wird dann (wie ich das lernte) auch gerne mal leichtgetrabt.

[Dori]

Ok, aber egal, wie die Westernreitweise es klassisch vorsieht, oder wie es eben praktisch gehandhabt wird...

Wir finden doch nach wie vor NUR Gründe FÜR das Leichttraben.

[Leo]

Gegen das leichttraben spricht mM nach nur, dass man das junge Pferd damit auch aus dem Gleichgewicht bringen kann. Außerdem kann man auch beim weiter ausgebildeten Pferd natürlich nicht groß mit dem Sitz einwirken.
Ich reite gelegentlich eher im Entlastungssitz als im leicht Trab. Wobei ich finde, es ist immer die Dosis, die das Gift macht.

[Snoopy]

Mich hat das ganze ja auch mal interessiert und ich habe bei "meinem" Legerete Leuten nachgefragt, warum die nur aussitzen.

Ganz einfach: Mit dem Leichttraben stört man das Pferd und bringt es aus der Balance.

Kurzum: Für mich ist das unlogisch, unschlüssig und unsinnig
Grade wenn man beim Aussitzen im Sattel hockt wie Affe auf Schleifstein.

[TinkerBell]

Ja, die Sache mit der Balance ist auch die Begründung, dich ich bisher immer gefunden habe.

Einen ausbalancierten und ruhigen Reitersitz vorausgesetzt kann das Aussitzen gerade für noch junge, unausbalancierte Pferde mitunter leichter auszubalancieren und damit angenehmer sein.
Also nicht "hocken bleiben wie Mehlsack".
Sondern leichtes aber stetiges Einsitzen. Gut ausbalanciert. Bringt weniger zusätzliche Unruhe rein.

Durch das Aufstehen und Hinsetzen des Reiters da oben - ist natürlich viel mehr Bewegung da, die Pferd erstmal ausbalancieren lernen muss.
Sitzt der Reiter aber nicht wirklich perfekt da oben (und wer tut das schon *hüstel*) - ist das Leichttraben in der Regel doch vorzuziehen. Meine Meinung.